Verband der Baustoffindustrie Saarland e.V.

Aus altem Bahnschotter wird neues Bau-Material

BahnLog in Kirkel recycelt Bahnschotter und entwickelt neue Baustoffe

 

Kirkel. Ein Güterzug rollt in den früheren Gleisbauhof Homburg auf der Gemarkung von Kirkel-Limbach. Die Spezialwaggons entladen viele Tonnen Schotter, der zu großen Haufwerken aufgetürmt wird, bevor er weiterverarbeitet wird. Beim saarländischen Unternehmen BahnLog kommen jährlich bis zu etwa 150.000 Tonnen Schotter an, der bei Bauarbeiten an den Bahnstrecken ausgebaut wird. Der Schotter aus Basalt und Granit ist verwittert, verschmutzt und sieht nach einem langen Leben, nachdem er Millionen von Zugkilometern ausgehalten hat, wenig attraktiv aus. Er ist verbraucht.

Wer macht sich als Fahrgast der Bahn schon Gedanken, wenn er an einer Baustelle langsam vorbeifährt, was mit dem ausgebuddelten Schotter passiert? Er wird nicht auf irgendwelchen Müllkippen deponiert. Hier in Kirkel beginnt für einen Großteil davon sein zweites Leben. „Wir bereiten den Schotter auf, stellen neue Körnungen her, vierzig Prozent des von der Deutschen Bahn angelieferten Schotters fließen nach der Wiederaufbereitung zurück in den Kreislauf auf DB Gleisstrecken und wird wieder verbaut. Das ist hochwertiges Material und wäre viel zu schade für die Deponie. Wir sind hier im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens ein fester Bestandteil des Recycling-Kreislaufs“, sagt Jörg Michel  Fries, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der BahnLog Bahnlogistik und Service GmbH,  in Kirkel-Limbach. Die DB Netz AG liefert jährlich von ihren Baustellen bis zu 150.000 t Schotter nach Kirkel: „Natürlich fast alles per Schiene“, sagt Fries.

Fries, gebürtiger Saarländer und einst bei Saarberg beschäftigt, machte sich 2002 selbstständig und gründete BahnLog. Er kaufte von der Deutschen Bahn den einstigen Gleisbaubahnhof (im Saarland gab es mal davon sechs) zwischen Homburg und Altstadt und erweckte ihn zu neuem Leben. Fries machte daraus ein Bahnlogistik- und Eisenbahnverkehrs-Unternehmen. Es hat eigene Lokomotiven, einen eigenen Fuhrpark und eine Tochtergesellschaft, die Recycling-Produkte herstellt – zum Beispiel wiederverwertbaren Schotter aus altem Schotter. Rund 70 Mitarbeiter von BahnLog erwirtschaften einen Jahresumsatz von 10 Millionen Euro.

Während 40 Prozent des von der Bahn angelieferten Schotters nach dem Recycling an diese wieder zurückfließen, werden aus weiteren 40 Prozent Baustoffe für den Straßenbau (Unterbau) hergestellt. Die restlichen 20 Prozent werden auf Deponien für Profilierungsarbeiten und Baustraßen eingesetzt. „Wir haben praktisch 100 Prozent Recyclingquote“, sagt Fries. „Unser Recycling-Schotter wurde etwa auch bei den erneuerten  Strecken von Homburg nach Mannheim  verbaut“, so Fries.

Im Laufe des Recyclings wird der Schotter auf umweltbelastende Stoffe untersucht – etwa auf Herbizide und Kohlenwasserstoffe. Verseuchte Steine werden fachgerecht eingelagert oder in Bodenbehandlungsanlagen gereinigt.

Doch BahnLog kann noch mehr in seiner Recycling-Sparte. Werden Bahnstrecken erneuert, fällt jede Menge gebrauchter Betonschwellen an. Auch sie werden in Limbach recycelt, einem neuen zweiten Leben zugeführt. „Das ist hochwertiger Beton. Zu 30 Prozent werden die Betonschwellen wieder im Gleisbau eingesetzt. Aus dem Rest  werden neue Baustoffe hergestellt. Zuvor müssen die Schwellen allerdings zerlegt werden. Eine Betonschwelle wiegt etwa 300 kg und enthält 20 kg Armierungseisen, die mechanisch herausgelöst werden, so dass Eisen und Schwellenbeton getrennt weiterverarbeitet werden können. „Wir wollen den gemahlenen, zerkleinerten qualitativ hochwertigen Beton der Schwellen als neuen Zuschlagsstoff für Betonproduktion auf den Markt bringen“, erklärt Fries. Die Entwicklung dieses neuen Baustoffs läuft derzeit. Im Tiefbau und bei Betonsteinen wurde der Recycling-Zuschlagstoff schon erprobt und eingesetzt.

Angeliefert werden von der Bahn zudem jährlich rund 70.000 alte Holzschwellen, die pro Stück etwa 80 kg wiegen.  Das sind so genannte A4-Hölzer, sind also mit Holzschutzmitteln behandelt. Etwa 35 Prozent werden aufbereitet und im Gleisbau wiederverwertet, der Rest wird in einer Spezialverbrennungsanlage in Mannheim umweltunschädlich thermisch behandelt zur Strom-und Wärmeerzeugung. Die Recyclingsparte ­der BahnLog  ist seit 2004 am Standort ansässig und beschäftigt rund 20 Mitarbeiter.

Für Jörg Michael Fries ist die Kreislaufwirtschaft schon lange gelebte Realität: „Wir müssen Ökonomie und Ökologie auch in diesem Geschäft zusammenbringen, dass es geht, beweisen wir regelmäßig“, so Fries. Er gehört der Naturschutzorganisation NABU schon seit 25  Jahren an.

Um seine Ansprüche an die Naturverträglichkeit der Produktion umzusetzen, beschäftigt BahnLog Dr. Christoph Bernd, einen Experten für Arten- und Biotopschutz-Management aus Bexbach. Er hat ein Naturschutzkonzept für die BahnLog-Anlage entwickelt, hat die prioritären Arten von Fauna und Flora auf dem Gelände erfasst, schafft neue Lebensräume wie Gewässerflächen für seltene und bedrohte Amphibien und pflegt und erhält einen ökologisch wertvollen ‚Lichtwald-Bereich‘. So finden sich heute auf dem Riesengelände die seltene Gelbbauchunke, Springfrösche, die im Saarland nur noch an einem weiteren Gewässer sicher nachgewiesen sind, eine sehr große Population Mauereidechsen und Uhus – fast ein Biologie-Lehrbuch für Schulklassen. Die Uhus bekamen zur Sicherung ihres Bruterfolgs sogar ein eigenes Brutquartier, wo sie seit Jahren erfolgreich brüten. „Sie halten sich dort auf, wo man sie nicht erwarten würde und fühlen sich bei dem vielen Betrieb ganz offensichtlich wohl“, stellt Artenschutzexperte Bernd fest. Wichtig im rauen Tagesbetrieb der großen Anlage sei auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter für diese Maßnahmen, sagt Bernd. Man sei dabei auf sehr gutem Weg.

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