Verband der Baustoffindustrie Saarland e.V.

Himmelsteich und Biotopstrukturen

Es ist früher Abend an einem vorfrühlingshaften Tag. Aus der Steilwand hinter der aufgelassenen Sandgrube der Lautzkirchener Sand- und Natursteinwerks jenseits des Firmengeländes über die Bahnlinie nach Pirmasens hinweg klingt der Ruf eines Uhus. Der Uhu, die größte einheimische Eule, ist im Blieskasteler Stadtteil Lautzkirchen heimisch geworden, so der Feldbiologe Dr. Christoph Bernd. Ein Uhupaar lebt seit 20 Jahren auf dem Gelände, es wurde erstmals 2004 registriert.  Allzu nah darf man den Brutplätzen der Uhus aber nicht kommen. Der Ruf des nachts jagenden Vogels ist Musik in den Ohren von Frank Berchem, dem geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens und dem Naturschutzexperten Dr. Christoph Bernd.

Beide sind gerade dabei, ein großes Arten- und Naturschutzprojekt auf dem 30 ha großen Gelände des Sand- und Natursteinwerks zu planen und umzusetzen. Ende 2004 wurde der Sandabbau in diesem Bereich oberhalb der Bahnstrecke eingestellt. Vor 20 Jahren begann man mit der langsamen Verfüllung mit nicht verwertbaren Erdmassen, die genau geplant und dosiert werden muss. Dr. Christoph Bernd, Inhaber des Büros für Freilandforschungen in Bexbach, ist der Biodiversitäts-Berater für den Blieskasteler Unternehmer: „Das muss richtig gemanagt werden“, stellt Berchem fest.

„Wir kommen unserer Verantwortung als Unternehmen nach, die Eingriffe in die Landschaft auszugleichen und dabei das ökologische Gleichgewicht zu erhalten“, sagt Berchem. Das ist eine Aufgabe, die etliche Jahre in Anspruch nehmen wird. „Wir wollen die Biodiversität, also die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren, erhalten, denn schon in der Nutzung können sich in der Sandgrube neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entwickeln, die speziell an diese Umgebung angepasst sind. Die Vielfalt an Lebensräumen und ökologischen Nischen soll dann auch nach der Stilllegung und Renaturierung die Grundlage für ein artenreiches Leben sein. Das ist eine Herzensangelegenheit für mich“, sagt Berchem. Damit leiste der Baustoff-Betrieb seinen Beitrag zum Erhalt ökologisch wertvoller Flächen und ihres charakteristischen Arteninventars.

Generell habe die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen in unseren Breiten in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen, so Bernd. Die Gründe dafür sind vielfältig – insbesondere in Sandgruben und Steinbrüchen hat sich aber gegen diesen Trend oft eine einzigartige Fauna erhalten. 
In einem Bereich der Ex-Sandgrube hat sich eine größere Wasserfläche gebildet, gespeist von Regenwasser, ein sogenannter Himmelsteich. Statt das Wasser abzuleiten, wird das Gewässer erhalten, sodass sich Biotopstrukturen entwickeln können. Dort hat sich bereits nach kurzer Zeit ein vielfältiges Leben entwickelt: Neben Vögeln sind auch viele Insektenarten und Lurche wie Bergmolch, Fadenmolch, Seefrosch und Erdkröte jetzt hier zuhause. Und diese wiederum haben zur Besiedlung durch die Barrenringelnatter geführt. Damit sie bei der Verfüllung nicht zu Schaden kommen, wurde zu ihrem Schutz am Rand der Wasserfläche ein mobiles Amphibien-Leitsystem installiert.

Auch andere Tiere wie die Wildkatze stehen im Fokus der betriebsinternen, freiwilligen Artenschutzmaßnahmen: Für sie wurde ein großer Haufen aus Fallholz des angrenzenden Baumbestandes aufgeschichtet, in dem sie einen Ruheplatz finden kann. An sonnenexponierter Stelle findet sich ein extra angelegter Steinhaufen für die selten gewordene Zauneidechse. Eine weitere Zielart ist die Haselmaus, die mit zusätzlichen Maßnahmen unterstützt werden soll.

Ein solches Projekt kostet natürlich Geld. Und das muss schließlich im Tagesgeschäft verdient werden. Der ökonomische Nutzen für das Unternehmen eines solch aufwändigen Vorhabens ist – wenn überhaupt – nicht bezifferbar. Es gebe dafür noch keine Kriterien, so Berchem und Bernd. Naturschutz kontra Unternehmensertrag? „Zunächst steht für uns eine ökologisch sinnvolle Renaturierung im Blickpunkt“, sagt der Firmenchef. „Das ist ein selbstgesetztes Ziel, das wir aus Überzeugung machen.“
Womit verdient das Unternehmen sein Geld? Der Sandabbau und die Vermarktung des Sandes sind nicht mehr Hauptzweck, beides macht noch etwa ein Viertel des Umsatzes aus. Wurden bis 2004 noch Bausteine mit dem eigenen Sand hergestellt, wurde dieser Zweig verkauft. 

Der Sand aus der eigenen Grube – Abbau seit 1927 ¬auf dem Hohberg -  wird heute an Tiefbauunternehmen verkauft. Der Hauptanteil des Umsatzes wird mit Steinen und Produkten für die Gartengestaltung und zum Bau von Gartenteichen, mit Natursteinen und -Pflaster sowie mit rund 150 Schüttgut-Produkten wie Splitte erwirtschaftet. Eine „Betontankstelle“ liefert dem Häuslebauer Magerbeton in Kleinmengen ab 150 Liter: „Das wird im Sommer stark nachgefragt“, so Berchem. Geplant ist eine Photovoltaik-Anlage auf dem Gelände, die – wenn alles gutgeht – Anfang 2025 in Betrieb gehen soll. 

Wer so auf Natur- und Umweltschutz setzt, für den stellt sich die Frage eines adäquaten Antriebes der Lkw-Flotte – davon gibt es drei, hinzu kommen fünf Kranfahrzuge für den Hochbau. Man habe sich mit dem Elektroantrieb beschäftigt, sagt Berchem. Da die Lkws mit Sand und Steinlieferungen aber weite Strecken bis hinein in die Westpfalz fahren, scheide der Batterieantrieb für die 40-Tonner aus: Zu wenig Reichweite. Immerhin enthält der Fuhrpark aber einen Elektro-Van und ein Motorrad mit Elektroantrieb. Ein Spielzeug? „Nein“ sagt Motorrad-Fan Berchem. Bei gutem Wetter nutze er das Bike für „Dienstfahrten“. Das heutige Gelände des Unternehmens in Blieskastel ist urkundlich erstmals 1693 erwähnt, seit 1927 ist es ein Familienunternehmen mit wechselnden Besitzern und seit 2004 in der Hand der Familie Berchem-Trockle. Es setzt mit fünfzehn Mitarbeitenden im Jahr rund drei Millionen Euro um.    
 

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